Kurze Geschichte der Mennoniten in Regensburg
Die Mennoniten entstanden aus der Täuferbewegung der Reformationszeit im 16. Jahrhundert. Zuerst inspiriert, dann enttäuscht von Luther und anderen Reformatoren fanden sich radikale Christen zu einer Art „Reformation von unten“ zusammen. Sie lasen die Bibel gemeinsam und wollten Jesu Vorbild folgen. Sie erstrebten eine geschwisterliche Kirche frei von Macht und Gewalt. Sie verweigerten die Kindertaufe und tauften nur Menschen, die sich für Jesus und seine Nachfolge entschieden.
Diese Praxis provozierte Verfolgung und Ausgrenzung, aufgrund derer sich die Täufer in alle Welt verstreuten. Doch die Täuferbewegung überlebte. Der zahlenmäßig stärkste Zweig sind heute die Mennonitengemeinden. Ab Anfang des 19. Jahrhunderts wurden sie auch in Bayern vor allem als Landwirte geduldet solange sie unter sich blieben.
Heute sind wir eine weltweite Gemeinschaft, die in Mission, Entwicklungshilfe und Friedensarbeit aktiv ist. Die Name „Mennoniten“ kommt von Menno Simons, einem friesischen Priester, der die verstreuten Täufergruppen sammelte. In seinen Schriften betonte er Gewaltfreiheit und gegenseitige Verantwortung als Kennzeichen christlicher Gemeinde. Sein Leitvers war 1. Korinther 3,11: „Einen andern Grund kann niemand legen außer dem, der gelegt ist, welcher ist Jesus Christus.“
Die Geschichte der Mennoniten in Regensburg beginnt erst im 19. Jahrhundert. Zwar lebten schon in der Reformationszeit nachweislich so genannte „Täufer“ in der Gegend um Regensburg. Ihre Spur verliert sich aber durch die Verfolgung. Erst 1802 siedelten sich die ersten amisch geprägte täuferische Landwirte aus Elsass-Lothringen und aus der Südpfalz in der näheren und weiteren Umgebung von Regensburg an. Diese trafen sich reihum auf den Höfen zur „Lehr“, wofür sie weite, mühsame Wege mit dem Pferdefuhrwerk und der Bahn auf sich nahmen, denn die Höfe lagen weit verstreut. Von 1893-1966 feierte die Gemeinde ihre Gottesdienste in der evangelisch-lutherischen Bruderhauskirche.
Seit 1966 ist die Gemeinde nun in der Hartinger Straße 14 in Burgweinting zuhause. Das Gemeindezentrum bietet Platz für Gottesdienste, Kleingruppen, sowie gemeinsames Essen und Gärtnern. Wir stellen auch gerne anderen Gruppen Räume zur Verfügung. Seit über fünfzig Jahren suchen wir den Frieden unseres Viertels durch starke ökumenische Zusammenarbeit (Kinderbibelwoche, Lego-Tage, etc.), kulturelles und praktisches Engagement. Eine besondere Rolle spielt dabei das Ringenberghaus, eine rote Villa neben dem Gemeindezentrum. Es wurde der Gemeinde mit dem Auftrag anvertraut, es für sozial-diakonische Zwecke zu nutzen. Die Projekte haben sich in den Jahrzehnten stets verändert, von einer Frühform des betreuten Wohnens über eine Kinderstube zum heutigen Wohnheim für Studierende. Im Ringenberghaus trifft sich auch die Nähgruppe, die gemeinsam Patchworkdecken für Menschen auf der Flucht näht.
Gleichzeitig findet das Gemeindeleben jedoch nicht nur in Burgweinting statt, sondern auch weiterhin „hin und her in den Häusern“ mitten im Leben der Gemeindeglieder. Aus der Gemeinde heraus haben sich zwei Tochtergemeinden in Landau an der Isar und in Schwandorf gebildet.
Mit unserer bald 500 Jahren Geschichte sind wir die älteste christliche Freikirche Deutschlands. Zusammen mit der Gesellschaft der Freunde (Quäker) und der Church of the Brethren sind wir Teil der „historischen Friedenskirchen,“ da wir von Beginn an jeglichen Gebrauch von Gewalt ablehnen und stattdessen versuchen, nach dem Vorbild Jesu Friedensstifter zu werden. Dieses Erbe schätzen wir und teilen es gerne. Aber wir wollen uns nicht darauf ausruhen. Gott sei Dank haben wir uns über die Jahrhunderte auch weiterentwickelt. So lebte unsere Gemeinschaft früher eher „unter sich,“ da sie nur geduldet waren solange sie unter sich blieben. Heute sind wir eine offene Freikirche, die Familien wie Singles eine geistliche Heimat anbietet, die unsere Werte begrüßen und christliche Gemeinschaft suchen.